Café
in Berlin – 8
8.
Kohle, Ratten und Gespenster
Es ist jetzt
Herbst. Das Wetter ist sehr schlecht. Der Himmel ist grau.
Es ist
kalt und regnet die ganze Zeit. Unsere
Wohnung ist
sehr alt. Wir haben keine Zentralheizung.
In unserem Wohnzimmer steht ein alter Kachelofen. Das ist
ein großer, brauner Klotz in der Ecke des Zimmers. Chang sagt, der Ofen ist
mehr als hundert Jahre alt. Gustavo hat mir gezeigt, wie
er funktioniert. Der Kachelofen hat eine
kleine Tür. Zuerst öffnet man
die Tür, dann legt man ein paar
Stücke Holz und ein Brikett hinein.
Mit einem Feuerzeug und ein bisschen Zeitungspapier zündet man das Holz an. Wenn das Holz knistert,
legt man die Kohle hinein. Nach einer Weile wird es schön
warm. Wir haben eine Tonne Kohle bestellt.
Die Kohle ist
im Keller. Wir wohnen im vierten Stock. Die meisten
Häuser in Berlin haben keinen Aufzug. Wenn wir Kohle brauchen,
gehen wir in den Keller.
Der Keller ist dunkel und schmutzig. Es gibt dort Ratten. (Chang sagt, es gibt
dort Gespenster
von Menschen, die im zweiten
Weltkrieg gestorben sind.) Aber wenn
es kalt ist, brauchen wir Kohle. Wir
nehmen einen alten Kartoffelsack, gehen in den Keller, füllen den
Sack mit Kohle und tragen ihn in den vierten Stock. Der Sack ist sehr schwer. Wir tragen ihn zu zweit. Außerdem macht die Kohle viel Dreck. Das Treppenhaus hat schwarze Spuren, wenn wir
fertig sind.
Unsere Nachbarn beschweren sich. Aber was sollen wir tun?
Der Winter kommt bald. Ich habe gehört, in Berlin gibt es manchmal
30 Grad Minus. In den Schlafzimmern haben wir keine
Kachelöfen. Dort haben wir eine
Gasheizung. Es ist auch
nicht sehr modern, aber es funktioniert.
Die Gasheizung ist
ein kleiner Kasten unter dem
Fenster. Man muss einen
Knopf drücken, und dann gibt es ein
kleines Feuer in dem Kasten. Meine Mitbewohner
sagen, ich soll vorsichtig sein mit der Gasheizung.
Ich habe gefragt, ob es
gefährlich ist.
„Nein“, sagte Gustavo. „Ja“, sagte
Ted. „Es ist gefährlich, wenn wir die Rechnung bekommen.“ „Ich verstehe nicht“,
sagte ich. „Ist Gas sehr teuer
in Berlin?“ „Im Mai bekommen wir die Rechnung für den Winter“. Letztes Jahr mussten wir
500 Euro zahlen!“ „Wir bezahlen nicht
jeden Monat?“, fragte ich.
„Nein“, sagte Ted. „In unserer Miete ist Heizung enthalten. Aber wenn wir die Heizung
sehr viel benutzen, müssen wir im Frühling
extra bezahlen.“ „Kachelofen, Gasofen,
Rechnungen, das ist alles sehr kompliziert“,
sagte ich. „Willkommen in Berlin“, sagte Ted.