Café
in Berlin – 7
7. Ohne Moos
nix los ~ Ich habe Ingrid eine Email geschrieben. Sie hat noch nicht geantwortet.
Vielleicht
kann ich sie in Hamburg besuchen. Ich war noch nie in Hamburg. Es ist eine schöne Stadt,
habe ich gehört. Ich checke
meine Emails jeden Tag ein paar Mal. Meistens
bekomme ich nur Werbung oder Briefe von nigerianischen „Prinzen“, welche mir eine
Million Dollar geben wollen.
Heute habe ich eine
Email von meinem Bruder bekommen. Seine Emails sind immer sehr kurz. „Hallo Dino. Wie geht es Dir?
Hier ist
der Code. Liebe Grüße,
Alfredo“ Der Code ist eine Art Passwort. Ich kann damit
zur Post gehen, und sie geben mir
Geld. Mein Bruder schickt mir jeden
Monat achthundert Euro.
Es ist
nicht viel, aber es ist
besser als nichts. Es ist gut, dass Alfredo mir hilft. Es gibt nicht viel Arbeit
in Berlin. Jeden Tag kommen mehr
Menschen aus Spanien, Amerika, England. Alle wollen
in Berlin wohnen und arbeiten.
Viele von ihnen sind jung
und arbeiten mit Computern. Sie alle haben denselben Traum. Sie träumen von Start-ups und dem großen Geld. Aber am Ende sitzen
sie nur mit
ihren Laptops in Cafés und posten
Party-Photos auf Facebook. Meine Mutter weiß nicht,
dass Alfredo mir Geld schickt. Sie denkt, ich arbeite für eine
Bank. Mein Vater sagt
immer, dass deutsche Banken sehr stark sind. Er
ist sehr
stolz auf mich. Irgendwann werde ich auch Arbeit
suchen. Aber zuerst muss ich Deutsch lernen. Denn ohne Deutsch kann
man in Deutschland nichts machen.
Ich kenne viele Amerikaner
und Engländer, welche seit vielen Jahren
in Berlin wohnen. Aber
sie sprechen die ganze Zeit nur
Englisch mit ihren Freunden und ihr Deutsch ist
miserabel. Heute bin ich zur Post gegangen.
Ich habe ein Formular
ausgefüllt, meinen Pass gezeigt, und dann habe ich mein
Geld bekommen. Das Leben
in Berlin ist nicht so teuer. Ich bezahle dreihundert
Euro im Monat für mein WG-Zimmer, zweihundert für Essen und Trinken, circa einhundert für die Monatskarte für Bus und Bahn. Es bleibt immer noch
genug Geld für Partys und andere Dinge.
Alfredo sagt, er will mir helfen, bis
ich einen Job gefunden habe. Niemand hat Alfredo geholfen, als er neu in New York war. Er hat die ganze Zeit gearbeitet,
zuerst als
Taxifahrer, dann in einer Pizzeria, dann in einer Bank und so weiter und so fort. Jetzt hat Alfredo sehr viel
Geld, aber er hat nie Zeit. Ich habe sehr viel
Zeit aber nicht viel Geld.